Mehr Aktion! im Elterntreff Calenberger Neustadt

Wenn selbst die Eltern hilflos sind

Die freundlichen hellen Räume des Elterntreffs Calenberger Neustadt der katholischen Familienbildungsstätte Fabi in der Calenberger Straße 19 „gehören“ montags und mittwochs nach der Schule vier Mädchen und fünf Jungs im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Was sie gemeinsam haben, ist, dass sie die Grundschule Goetheplatz besuchen und dass ihre Mütter und Väter sie nicht genug unterstützen können. Ihre Eltern sind Roma aus Südosteuropa oder haben einen anderen Migrationshintergrund. Sie sprechen kein oder wenig Deutsch, viele von ihnen sind Analphabeten. Deshalb haben auch die Kinder große Sprachdefizite und dadurch schulische Problem, bei denen ihnen die Eltern wiederum nicht helfen können. Sie alle leben in armen, begrenzten Verhältnissen und ihre Freizeitbeschäftigungen bestehen oftmals nur aus unkontrolliertem Fernsehkonsum und Handy-spielen. Für kreative Beschäftigungen fehlen den Familien Platz und Geld.

Nach dem Mittagessen und der Hausaufgabenbetreuung können die Kinder im Elterntreff entspannt basteln und spielen.

Zwei Studentinnen und zwei Studenten der Sonderpädagogik, deren Honorare von Mehr Aktion! finanziert werden, kümmern sich an den beiden Nachmittagen um die neun Kinder. Sie holen die Jungen und Mädchen von der Schule ab, essen mit ihnen zu Mittag, unterstützen sie bei den Hausaufgaben und spielen oder basteln mit ihnen. Da die Kinder unterschiedliche Muttersprache haben, wird in der Gruppe immer Deutsch gesprochen. Dabei verbessern sich die Kinder oftmals gegenseitig. Alle alltäglichen Situationen bieten Gelegenheiten zum Sprechen: Wird ein Obstsalat zubereitet, dann werden die einzelnen Obstsorten und ihre Bestandteile benannt; wird ein Kartenspiel gespielt, werden die Zahlen und Farben gelernt und, was der „Uhrzeigersinn“ ist. Doch Sprachförderung findet auch ganz gezielt statt – in der Gruppe und auch einzeln. Gemeinsame Ausflüge sind besondere Erlebnisse für die Kinder, die ihren Horizont enorm erweitern. Höhepunkte im letzten Jahr waren dabei ein Besuch im Porzellancafé zum gemeinsamen Bemalen von Geschirr, Pizzaessen gehen und der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt.

Am Ende des Nachmittags holen die Eltern ihre Kinder im Elterntreff ab – eine gute Gelegenheit, sich mit ihnen auszutauschen und ihnen die Anliegen der Schule zu vermitteln. Manche der Mütter sind oder waren im Sprachkurs im Elterntreff, der kostenfrei angeboten wird – sodass der Elterntreff inzwischen ein wichtiger Anlaufpunkt ist für die ganze Familie.