„Bauwagen, Bauwagen … Wo ist denn der Bauwagen?
Bauwagen, Bauwagen … Was macht eigentlich Jörg?“
Mit diesem fröhlichen musikalischen Intro beginnen die kurzen YouTube-Videos von Jörg Aumann im „Peter Lustig“-Format für „seine“ Kinder, die er während des ersten Lockdowns im Frühjahr dieses Jahres täglich produziert hat. Denn die Kinder, die nun nicht zu ihm und dem Bauwagen kommen durften, sollten sehen, dass Jörg trotzdem noch da ist. Jeden Abend gab es in der Zeit von Ostern bis Pfingsten eine nette, kleine Geschichte oder Lieder wie zum Beispiel in dem Video „Ring ring macht das Telefon“. In normalen Zeiten startete der große blaue Bauwagen, der von einem roten Trecker gezogen wird, jeden Tag am Lindener Hafen in Richtung des Gebiets zwischen Körtingsdorfer Weg und Bornumer Holz – direkt zu den Kindern, die dort im Viertel zwischen Kleingärten, Industriegebiet und Wald, draußen vor ihren Mehrfamilienhäusern spielen. Seit zwanzig Jahren hält der MAJA-Bauwagen jeden Tag an einer anderen Stelle, einer anderen Straßenecke, vor einem anderen Trottoir. MAJA steht dabei für Mobile Aufsuchende JugendArbeit, ein niedrigschwelliges Angebot des Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder für die westlichen Stadtteile Hannovers.
Die Kinder, die das Angebot wahrnehmen, sind zumeist ungefähr zwischen acht und zwölf Jahren und etwa achtzig Prozent von ihnen haben eine Migrationsgeschichte. Sie kommen zum Bauwagen, weil sie Jörg mögen, weil er ein lustiger Typ ist und viel Wärme und Geduld ausstrahlt. Manche Eltern waren als Kinder auch schon bei Jörg und dem Bauwagen und schicken nun ihren Nachwuchs voller Vertrauen zu ihm. Angebote in und um den Bauwagen gibt es normalerweise viele: freies Spiel, Sport, Bewegung, Verstecken genauso wie Schrauben und Handwerken. Ganz wichtig: Das Bauwagenkonzept bietet den Kindern auch ein Forum für Austausch, einen Schutzraum – und sie entscheiden selbst, wie sie teilnehmen, ob sie nur dabeisitzen oder aktiv sein möchten. Was zählt, ist das Gefühl dazuzugehören, denn das Projekt dient auch der sozialen Integration, hilft den Kindern, sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft stärker zu verwurzeln. Im und um den Bauwagen lernen sie zudem auch einiges an Kompetenzen und haben die Möglichkeit, ihre Selbstwirksamkeit zu entdecken und zu entfalten.
Im Bauwagen hängen Fotos der Kinder, die regelmäßig kommen, unter denen ihre Namen stehen. Das finden die Kinder schön und es hilft Projektkoordinator Jörg Aumann, sich an alle Namen zu erinnern. Drinnen kann allerdings zurzeit nicht viel gemacht werden – wegen der Hygiene- und Abstandregeln dürfen maximal vier Kinder mit Mund-Nasen-Schutz gleichzeitig im Bauwagen sein. Doch auch für draußen gibt es viele Spielzeuge wie beispielsweise Zubehör für Slackline. Außerdem auch allerhand Werkzeuge: Schon jetzt hängen überall im Stadtteil Nistkästen in den Bäumen, die die „Bauwagen-Kinder“ selbst hergestellt und bemalt haben. Sogar eine multifunktionale Spüle, ein Herd und Kochmöglichkeiten gibt es im Freien – Corona kann also grundsätzlich getrotzt werden! Doch für Herbst und Winter, wenn es nass und kalt ist, braucht man hin und wieder schon mal einen Schutz.
Deshalb wollte Jörg Aumann ein Vorzelt oder ein Vordach am Bauwagen anbringen, damit das Angebot jederzeit fortgesetzt werden kann. Denn gerade jetzt, wenn es sonst nicht viel gibt und auch nicht immer sicher ist, ob die Schulen weiter offenbleiben können, ist dieses Angebot für die Kinder unglaublich wichtig. Doch der gute alte blaue Bauwagen ist schon sehr altersschwach, leistet er doch wirklich schon seit langer Zeit gute Dienste. Der Belastung durch ein Vorzelt oder Vordach vermag er daher nicht mehr standzuhalten, weshalb nun ein Nachfolger angeschafft werden muss. Gerne unterstützt Mehr Aktion! diese Anschaffung mit einem finanziellen Beitrag. Und, wenn alles gut geht, zieht der rote Trecker schon bald einen großen, neuen, roten Bauwagen in den Stadtteil, einen mit Vordach oder Vorzelt! Unter dem können die Kinder und Jörg – mit gebührendem Abstand – dann auf ihren selbstgebauten Stühlen sitzen. Und wie sonst auch, schauen sicher manchmal Eltern auf einen Schnack vorbei. Wichtig ist dieses Gefühl zusammenzugehören, dazuzugehören – zum Bauwagen, ob blau oder rot, und in das eigene Stadtviertel, wo alle Nachbarn sind, egal wo sie irgendwann mal herkamen.