Am Ende flogen Lola, Liam und Rafal nach Mallorca. Aber am Anfang ging die Geschichte so: Frau Brönner hatte keine Lust mehr auf Auslandsfahrten mit Schüler*innen. Zwar sollte auch in diesem Schuljahr ein Tauchprojekt stattfinden. Aber die Abschlussfahrt? Nein, danke. Viel zu viel Ärger, Probleme und Stress. Doch Frau Brönner, Lehrerin an der Lotte-Lemke-Schule, Förderschule der AWO in Braunschweig, hatte nicht mit ihren Schüler*innen gerechnet. Die kämpften um ihre Abschlussfahrt! „Also gut“, sagte Frau Brönner, „wenn das so ist, müsst ihr beweisen, dass ihr das hinkriegt.“
Im Herbst 2017 startete das Tauchprojekt mit einigen Schüler*innen und in den nächsten Wochen und Monaten ging es donnerstags ins Schwimmbad: Tauchen lernen. Freitags gab es in der Tauchschule Theorie. Sie lernten, sich für ihre Tauchsachen verantwortlich zu fühlen, Anzug, Haube, Füßlinge und Handschuhe anzuziehen, das Sauerstoffgerät zusammenzubauen, Partnercheck durchzuführen, unter Wasser Handzeichen anzuwenden, den Druckausgleich beim Abtauchen, mit der Partnerin oder dem Partner Blickkontakt zu halten und zu kooperieren. Auch Notsituationen wurden eingeübt. Und nach jedem Mal fragten sie: War das in Ordnung, wie wir uns verhalten haben? Reicht es für die Abschlussfahrt? – Und bekamen ehrliches Feedback.
Es gab Schüler*innen, die das nicht so hinbekamen. Am Ende blieben Lola (13), Liam (12) und Rafal (11) übrig – sie durften mit Frau Brönner und den Tauchlehrer*innen Wulf und Steffi, die auch pädagogisch ausgebildet sind, vom 10. bis 18. Mai auf eine Finca auf Mallorca. Aber wer jetzt glaubt, sie hätten einfach ihre Sachen gepackt, wären zum Flughafen gefahren, abgeflogen und nach angemessener Flugzeit in Mallorca gelandet, täuscht sich. Atemlos erzählt Frau Brönner: „Wir haben uns frühmorgens an der Tauchschule getroffen, sind dann mit dem Flughafentransfer nach Hannover. Unser Flug hatte drei Stunden Verspätung. Und dann hieß es auch noch: ‚Sie stehen gar nicht auf der Abflugliste. Sie sind umgebucht worden. Ihr Flug war voll.‘ Alternativ sollte es am nächsten Morgen um 5 Uhr losgehen. Frustriert fuhren sie zurück nach Braunschweig. In der Nacht brach über das Dorf der Lehrerin das Himmelfahrtshochwasser herein, das aus dem Harz kam. Es war unmöglich, den Ort auf normale Weise zu verlassen und sie musste alles mobilisieren, um rechtzeitig bei ihren Schüler*innen zu sein.
Die Zeit auf Mallorca war erlebnisreich und ging dank 1:1-Betreuung einigermaßen gut, aber einfach war es auch diesmal für die Pädagog*innen nicht. Doch für die Kinder – und das war ja das Ziel – hat sich die Reise gelohnt. Eine Erfahrung, die sie nie vergessen werden. Alle drei haben einen Tauchschein geschafft und, was noch viel wichtiger ist, gelernt, für sich und ihre Ziele einzustehen! Lola konnte nach der Reise in eine Realschule umgeschult werden, denn sie kann nun Gruppenprozesse besser aushalten als früher. Beide Jungen stehen kurz vor einer Probebeschulung in einer Regelschule. Wenn das kein Erfolg ist!
Fotos: Daniela Brönner