Seit das „Domiziel“ 2014 in Dedenhausen bei Uetze eröffnet hat, passieren dort immer wieder neue Sachen. So wird die private Jugendhilfeeinrichtung für Jungen in diesem Winter baulich schon kräftig erweitert – darüber haben wir bereits berichtet. Und während der Putz an den Wänden noch trocknet, stecken Geschäftsführer Marc Breuer und seine Jungs schon mitten in einem neuen Projekt: dem Projekt „Backmobil“.
Auf dem Hof der Einrichtung steht seit neuestem ein mobiler Holzbackofen, zu einem großen Teil mit finanziert von Mehr Aktion!. Fest auf einem Autoanhänger montiert wartet das schöne Teil auf seine Einsätze – und das scheinen nicht wenige zu werden. Zwölf Anfragen hatte Marc Breuer schon, bevor das Backmobil eines Herstellers aus Süddeutschland überhaupt sein „Domiziel“ gefunden hatte.
Denn die Sache gewann schnell an Dynamik: „Ich hatte schon lange im Kopf, dass wir mit den Jungen für unseren Eigenbedarf selbst backen könnten, vielleicht auch etwas für das Dorf anbieten, das uns so toll aufgenommen hat“, erzählt Marc Breuer. „Zuerst hatte ich an ein kleines Backhaus gedacht. Aber mit dem Ofen mobil zu sein, ist natürlich viel besser. So können wir auch anderen Projekten eine Freude machen und mit unserem Angebot sozusagen von Veranstaltung zu Veranstaltung ziehen.“
Testläufe haben gezeigt: Mit dem Backmobil und seiner großen Teigmaschine können jeweils zwei Jungen und eine Betreuerin oder ein Betreuer bis zu 300 Mini-Pizzen in zwei Stunden herausgeben. Oder 40 Brote in einer Stunde backen. Auch Laugenbrezeln und andere leckere Sachen sollen in Zukunft hergestellt werden.
Damit Qualität und Quantität wirklich gut werden, hat Marc Breuer zwei namhafte Bäcker aus der Region Hannover um Unterstützung für das Projekt gebeten und dafür gewinnen können. Das ist gut so, denn unter anderem ist das „Domiziel“ mit seinem Backmobil schon auf zwei Events im kommenden Jahr eingeladen, zu denen jeweils 4.000 Jugendliche erwartet werden. Mit Ansturm aufs Backmobil ist also zu rechnen. Den Gewinn aus den Aktionen will das „Domiziel“ überwiegend anderen sozialen Projekten spenden.
Eine echte Aufgabe
Den letzten Anstoß zur Ausweitung der Aktion Backmobil habe Radek gegeben, einer der Jungen, die im Domiziel leben, berichtet der Geschäftsführer. Radek habe der Gedanke nicht losgelassen, mit dem Backmobil auch anderen helfen zu können. „Da sehen dann auch alle, dass wir hier keine Idioten sind“, meint Radek. Die Jungen wie Radek, die im „Domiziel“ in einer pädagogischen Wohngemeinschaft zusammenleben, kommen zum Teil aus schwierigen Familienverhält- nissen. Einige haben keine Eltern. Es sind Kinder, die Schutz, Geborgenheit und Sicherheit benötigen. Im „Domiziel“ sollen sie lernen, sich an feste Regeln und Tagesabläufe zu halten. Wichtig ist aber auch, dass sie teamfähig werden und Verantwortung übernehmen.
„Mit dem Backmobil haben sie eine echte Aufgabe, und sind wirklich mit Lust und freiwillig dabei“, freut sich Marc Breuer. „ Wir alle machen das gemeinsam – Betreuer, Bäcker und Bewohner, und unterstützen damit wieder andere Projekte. Das motiviert natürlich sehr. Besser geht es nicht.“