Wie gelingt in der Schule ein soziales Miteinander? Welche Mittel helfen, um Ausdauer und Konzentration im Schulalltag zu verbessern? Wie lassen sich in den Klassen Stress abbauen und das Wohlbefinden der Kinder fördern? Diese Fragen hat sich das pädagogische Team der Grundschule Fichteschule im hannoverschen Stadtteil Hainholz gestellt – und eine Antwort gefunden: Bewegung. Die rund 330 Kinder der drei- bis vierzügigen Grundschule erhalten ein Frühsportangebot – zusätzlich zum regulären Sportunterricht.
Hainholz gilt als sozialer Brennpunkt. Hier leben viele Familien mit arbeitslosen Eltern, Alleinerziehende sowie Familien, die vom Fachbereich Jugend und Familie betreut werden. Auch eine Flüchtlingsunterkunft sowie eine Obdachlosenunterkunft für Rom*nja-Familien gehören zum Einzugsgebiet. Rund 80% der Kinder der Fichteschule haben eine Migrationsgeschichte. Die Mädchen und Jungen stammen aktuell aus 38 Nationen, mit diversen Muttersprachen. In jeder Klasse gibt es Schülerinnen und Schüler, die noch nie einen Kindergarten besucht haben oder nicht schulisch sozialisiert sind. Deshalb müssen die Kinder umfassend, teilweise sonderpädagogisch gefördert werden. Die Lernarbeit an der offenen Ganztagsschule ist aufgrund der uneinheitlichen Unterstützungsbedarfe aufwendig. Bewegung – so die Erkenntnis – kann helfen, um konzentrierter und ausdauernder in den Klassen zu arbeiten. Denn in ihrer Freizeit bewegen sich viele der Kinder zu wenig. Das sorgt in den Klassen für Stress und Unruhe. Deshalb steuert nun die Schule mit Frühsport gegen. Eine gute Idee, findet Mehr Aktion! – und leistet eine Anschubfinanzierung.
Seit dem 1. Halbjahr führt die Schule Bewegungsangebote mit insgesamt 22 Wochenstunden zusätzlich zum regulären Sportunterricht durch:
- der Frühsport beginnt bereits 30 Minuten vor dem Unterricht auf dem Schulhof (Spielangebote)
- in der 1./2. Stunde gibt es in den Unterricht integrierte Bewegungseinheiten; je zwei 20-minütige Sportangebote pro Woche/Klasse
- bewegte Pause: an jedem Schultag bieten die Sportpädagogen Bewegungseinheiten in der 1. großen Pause
Das Konzept zielt auf Teamfähigkeit und das Kennenlernen verschiedener Sportarten ab. Dabei vermitteln Burcu Kaya und Kevin Dörr, Sportpädagog*innen der Per Mertesacker Stiftung, den Kindern motorische Basis-Fähigkeiten und treten so dem Bewegungsmangel entgegen. Der Frühsport unterstützt das Miteinander und ebnet den Weg für Freundschaften über kulturelle Grenzen hinweg. Im Ausprobieren der Sportarten entdecken die Kinder ihre Talente. „Unsere Schülerinnen und Schüler haben so die Möglichkeit, Stress abzubauen. Sport wirkt sich immer positiv auf die körperliche Gesundheit aus! Für unsere Kinder und die Klassengemeinschaft ist der Frühsport eine wertvolle Ergänzung zum regulären Schulunterricht“, sagt Amke Lindenmann, Konrektorin der Fichteschule. „Durch Kooperationsspiele wird automatisch das soziale Miteinander zusätzlich gefördert – das ist bei unserer Schülerschaft sehr wichtig!“
Bei den Kindern kommt das Zusatzangebot gut an. „Jeder hat Bock drauf“, meint Alexander aus der 4a. „Ich habe sogar schlechte Laune, wenn es mal ausfällt!“ Und Alyia fügt hinzu: „Das ist wie Sportunterricht, nur draußen und mit mehr Spaß. Da wird man fitter.“ Und Sophie findet: „Frühsport mit Kevin und Burcu heißt immer Spaß haben!“