Für viele Schulen ist es eine tägliche Herausforderung: Es gibt Beleidigungen, Provokationen, Streit, Ausgrenzungen oder sogar Gewalt – einige von ihnen haben erkannt, dass sie mehr dagegen tun müssen. „Wir haben hier eine sehr heterogene Schülerklientel mit überwiegend schwierigem sozialen Hintergrund“, sagt Cornelia Weller, Schulleiterin an der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule. „Die Schwierigkeiten sind allgegenwärtig, deshalb sehen wir akuten Handlungsbedarf. Doch sind wir auch der Meinung, dass Bildung kostenfrei sein muss. Da unsere Schule, Schülerinnen und Schüler nur wenig finanziellen Spielraum haben, sind wir auf Förderer angewiesen“, so Cornelia Weller. Häufig fehlt es den Jugendlichen an Respekt, Toleranz und gutem Miteinander. Und es mangelt an friedfertiger Kommunikation sowie an besseren Lösungen in Konfliktsituationen. Die Dietrich-Bonhoeffer-Realschule hat deshalb das Präventions-Projekt „Gemeinsam sind wir stark“ aus dem Programm „Zusammen – wie geht das?“ implementiert – durchgeführt vom hannoverschen Anbieter TeamLabor.
Die Realschule lässt mittlerweile drei Klassen des 9. Jahrgangs am Sozialprojekt „Gemeinsam sind wir stark“ teilnehmen. Es findet an drei Tagen pro Woche von Ende September bis Mitte Februar 2024 statt. Ermöglicht hat dies u.a. der Verein Mehr Aktion! für Kinder und Jugend e.V. durch seine bereitgestellten finanziellen Mittel.
Das TeamLabor engagiert sich mit seinen Trainerinnen und Trainern u.a. aus Sozialpädagogik, Sozialpsychologie oder Kulturpädagogik (…) für gesellschaftlich relevante Themen. Es setzt sich mit diesen in erlebnisreichen und kreativen Projekten auseinander, die es für alle Schulformen anbietet. Die Methoden des TeamLabors stammen überwiegend aus der Erlebnispädagogik, der Kulturarbeit, der Medienpädagogik und der partizipativen Theaterpädagogik. Häufig arbeitet das TeamLabor mit den Methoden Forumtheater und Team-Training.
Die Methode des Forumtheaters bietet die Möglichkeit, Konflikt- und Kommunikationsschwierigkeiten sowie Ausgrenzungserlebnisse szenisch in Kürze in einer Kleingruppe darzustellen und den Beteiligten vorzuspielen. Die Zuschauer haben die Möglichkeit, in die Rolle des „Opfers“ oder anderer Beteiligter zu schlüpfen und eigene Lösungsvorschläge aktiv auszuprobieren. Durch das szenische Spiel lassen sich eigene Handlungsmuster erkennen, reflektieren und durch alternative Handlungsansätze ersetzen. Die TeamLabor-Coaches begleiten die Abläufe und Aktionen.
Mit der Methode des Teamtrainings sollen realitätsnahe Teamprozesse initiiert werden, um für Konfliktsituationen alternative Lösungen zu entwickeln. Ebenso hilft die Methode, eigenes und fremdes Verhalten zu reflektieren.
Die Projektziele sind u.a.:
- individuelle Stärkenanalyse, Stärkenprofile anlegen
- besser die eigene Meinung vertreten
- Konfliktfähigkeit verbessern, gewaltfrei kommunizieren
- Diversität leben und schätzen lernen
- Klassenleben und Teamfähigkeit stärken
- bessere Handlungsmöglichkeiten gegen Ausgrenzung und Rassismus
Das Besondere an „Gemeinsam sind wir stark“ ist, dass über die Jugendlichen hinaus Klassenlehrer, andere interessierte Lehrkräfte sowie Sozialarbeiter der Schule involviert sind. So bekommen die Lehrer im Team-Training Methoden und Kooperationsaufgaben vermittelt, wie sie bei kritischen Situationen (z.B. Diskriminierung) in der Klasse Abstimmungen und Beteiligungsprozesse in Gang setzen können. Dabei sind sie zunächst Beobachter, später Co-Leitung und wachsen allmählich in die Rolle des Teamleiters hinein, um die Trainings selbst anzuleiten.