Mehr Aktion! beim Sozialtraining

Sich gewaltlos selbst behaupten

Schulen sozialer Brennpunkt-Stadtteile sind häufig von täglichen, sich ändernden Konfliktlagen betroffen, die das Lehrpersonal besonders fordern. Dies ist auch im Ganztags-Gymnasium Herschelschule in Vahrenheide so. Die Unterrichtsstunden reichen meist nicht aus, um die Probleme ausreichend zu bearbeiten. Und häufig sind die Lehrkräfte nicht genügend auf die vielschichten sozialen Problemlagen vorbereitet.

Präventionsprogramme können gegensteuern. Die Herschelschule führt seit 13 Jahren das Projekt „Geschlechtsbezogenes Sozialtraining“ im 7. Jahrgang durch. Unterstützt wird sie von zwei Kooperationspartnern, dem KOMM Mädchenhaus Hannover e. V. sowie dem mannigfaltig e. V., Institut für Jungen- und Männerarbeit, Hannover. Deren Fachkräfte aus Sozialpädagogik und Sozialpsychologie leiten die Gruppen an. Zudem bringen sie langjährige Erfahrungen in der Leitung von Mädchen- und Jungengruppen mit ein. Somit wirken sie zugleich als Multiplikatoren für die Lehrkräfte.

Das diesmalige „Geschlechtsbezogenes Sozialtraining“ findet vom 19. August 2024 bis 23. Juni 2025 statt. Es umfasst einen Projekttag (1. bis 6. Unterrichtsstunde) sowie sieben weitere Doppelstunden à 90 Minuten. Beteiligt sind alle 7. Klassen, die in Kleingruppen bis max. 14 Jugendliche aufgeteilt werden. Im Mittelpunkt stehen das Sozialtraining und die gewaltlose Selbstbehauptung. Dabei gehen die Projektleitungen auf die jeweils aktuellen Interessen- und Konfliktlagen der Klasse oder Gruppe prozessorientiert ein. Im ersten Halbjahr des laufenden Projekts wurden z. B. folgenden Themen bearbeitet:

  • wie mit einer Lehrkraft umgehen, von der sich die Gruppe ungerecht behandelt fühlte
  • Lösungswege bei Konflikten finden; lernen einander zuhören, Wünsche anderer akzeptieren u.a.
  • Zutrauen zu sich selbst fassen
  • Wut rauslassen
  • anders sein: Homosexualität, Akzeptanz, Pubertät, Loyalität, Sexualität/das 1. Mal

Die Entwicklung und Problemsituationen sind in den einzelnen Klassen unterschiedlich. „Konflikte und Streit waren in allen Gruppen ein Thema“, sagt Olaf Ketelhake, der in der Herschelschule zusammen mit dem Beratungsteam für die Koordination der Präventionsangebote zuständig ist. „Ich bin froh, dass dieses Projekt den Jugendlichen helfen konnte, Lösungen für ihre Konflikte zu suchen und auch zu finden.“ Das Besondere am Projekt ist, dass es zu einem jahrgangsübergreifenden Gesamt-Präventionsprogramm innerhalb der Herschelschule zählt. Bestandteile der anderen Jahrgangstufen sind: Gewaltprävention (5./6. Jg.), Prävention sexualisierter Gewalt ( 5./6. Jg.), Schulung im Medienverhalten (6./7. Jg.), Suchtprävention (8./9. Jg.), Suizidprävention (9. Jg.) sowie Arbeitsgemeinschaften zum Ausbilden von Paten, Streitschlichtern und Medienscouts (8.-10. Jg.). Prävention findet somit nicht isoliert und einmalig, sondern themenübergreifend, kontinuierlich und alters- bzw. jahrgangsstufengerecht statt. Teilweise werden die Projekte von Schul-AG und externen Kooperationspartnern flankiert. Diesen Ansatz findet Mehr Aktion! unterstützenswert und fördert wiederholt das 7.-Klasse-Projekt.