Mehr Aktion! in hannoverschen Grundschulen

„Seniorpartner in School“ wieder im Einsatz

Wenn Grundschulkinder zanken oder bei ihren Sorgen und Nöten zusätzliche Hilfe brauchen, dann sind mittlerweile in und um Hannover an 13 Grundschulen Mediatorinnen und Mediatoren aus dem Programm „SIS – Seniorpartner in School“ für sie da. Meist sind es Ehrenamtliche, die nach ihrem aktiven Berufsleben einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen möchten. Sie unterstützen die Schulkinder bei gewaltfreien Konfliktlösungen und so auch bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit. SiS-Seniorpartner haben hierfür eher Zeit, die sonst im Schulalltag fehlt – und bieten Mediation und vertrauensvolle Gespräche an. „Meine damalige Sorge zu Beginn des Projekts, ob SiS mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern mit unserer multikulturellen und oft sehr temperamentvollen Schülerschaft zurechtkommen (würde), wurde sofort zerstreut, als ich die Gruppe hier zum ersten Mal erlebt habe“, sagte Cornelia Heimbucher, pensionierte Rektorin der Fichteschule in ihrer Laudatio anlässlich der 10-Jahres-Feier des SiS-Stützpunkts Hannover im Jahr 2019. Die Lebenserfahrung der Seniorinnen und Senioren hilft sehr beim Lösen von Problemen. Für das jeweilige Kollegium bedeutet ihr Einsatz eine große Entlastung, denn Streitigkeiten in der Pause müssten sonst erst in der Klasse aufgearbeitet werden.

Während der Corona-Pandemie musste das Programm ausgesetzt werden. Seit Mai 2022 geht es behutsam und entsprechend der Infektionslage wieder los. Die Nachfrage zeigt: Die SiS-Seniorpartner werden gebraucht! Die Lehrerinnen und Lehrer berichten einhellig über massive Defizite der Kinder hinsichtlich ihrer kognitiven und sozialen Fähigkeiten sowie bezüglich des Lernstands, wegen des Schulausfalls während der Pandemie. Diese Defizite müssen jetzt aufgearbeitet werden und die Hilfe durch SiS im sozialen Miteinander ist mehr als willkommen. Beispielsweise an der Grundschule Pestalozzistraße in Laatzen. Hier hat sich das SiS-Team an drei Tagen in der Aula der Schule allen Kindern neu vorgestellt und erklärt, wie der „Raum der guten Lösungen“ funktioniert. In diesem finden die Gespräche zwischen den Konfliktparteien und mit dem Mediatoren-Team in ruhiger Atmosphäre und ohne Störungen statt. Dabei lernen die Kinder, dass alle Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden können. Als Anschauungsmaterial dient ein Wendebild – je nach Betrachtung – mit einer jungen Prinzessin und einer alten Frau. Inzwischen sind die SiS-Teams dort aktiv. Gleich am ersten Vormittag gab es sechs Einsätze – vor der Pandemie waren es im Schnitt zwei. Dabei galt es zu deeskalieren und zu sensibilisieren. Bei fünf Gesprächen konnten befriedigende Lösungen für alle gefunden werden. Für den sechsten „Fall“ wurde eine Überleitung an die Schulsozialarbeiterin empfohlen. Für die SiS-Seniorpartner ein anstrengender, aber auch sehr motivierender Vormittag. Alle sagten: „Schön, dass wir wieder anfangen konnten!“

Alte Frau oder junge Prinzessin? Alles kann aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden.

Derzeit werden in Hannover zehn weitere Seniorinnen und Senioren in der Schulmediation ausgebildet. Die SiS-Ausbildung umfasst 96 Stunden und ist gratis, denn sie wird durch Unterstützer wie Mehr Aktion! finanziert. Mit der Teilnahme verpflichtet man sich allerdings, für zwei Jahre wenigstens ein Mal wöchentlich an Schulen in Hannover oder Umgebung tätig zu sein. SIS bietet den Mediatoren darüber hinaus zahlreiche Fortbildungen an und Probleme, die sich während des Einsatzes in den Schulen ergeben, werden in Supervisionen oder kollegialen Fallberatungen besprochen. Vielleicht auch ein bereicherndes Tätigkeitsfeld für Sie?

Für die nächste Ausbildung in Hannover, Beginn am 27.09.2022, suchen wir noch Ehrenamtliche.