Kinder lieben den Zoo oder Bauernhofbesuche, Jugendliche wollen bei einem Open Air abfeiern oder sich den neuesten Film im Kino anschauen. Sie möchten raus, sich abnabeln, Freunde treffen und wollen etwas erleben – eben wie alle sein. Aber wie funktioniert das, wenn das Kind oder der/die Jugendliche extrem krank, schwerstmehrfachbehindert und pflegebedürftig ist? Ohne Intensivbetreuung geht nichts.
Gesellschaftliche oder kulturelle Teilhabe ist für diese Menschen nur unter größtem Aufwand und oft auch dann nur sehr eingeschränkt möglich. Ob Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel, das Bewältigen von Treppen, enge oder nichtautomatische Türen, Bordsteine, zu hohe Tresen in Geschäften/Gastro oder Orientierung/Wegfindung – die Kinder und Jugendlichen müssen in vielen Bereichen umfassend und intensiv betreut werden. Der INTENSIVkinder Niedersachsen e.V. ist ein Selbsthilfeverein von Eltern mit schwer pflegebedürftigen Kindern. Er kümmert sich u.a. mit seinem Projekt „Mit Freunden unterwegs – mittendrin statt außen vor“ um genau dieses Anliegen. Weitere Schwerpunkte des Vereins sind Jugendfreizeiten für junge behinderte Menschen sowie Angebote zum Erfahrungsaustausch betroffener Eltern (z.B. Auszeiten für pflegende Mütter, Elternseminare und monatliche Frühstückstreffen).
Mit seinem Projekt „Mit Freunden unterwegs“ ermöglicht der INTENSIVkinder e.V. Freizeitangebote für geistig- und mehrfachbehinderte sowie pflegebedürftige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der Region Hannover. Es gibt auch einen positiven Nebeneffekt“, sagt Anke Mill, die 1. neue Vorsitzende des INTENSIVkinder Niedersachsen e.V. „Während die Kinder etwas erleben, haben die extrem geforderten Eltern endlich mal eine Auszeit.“ Der Selbsthilfeverein betreibt aktuell zwei lokale Treffs, die samstags je nach Wetterlage In- und Outdoor-Freizeitangebote organisieren. Die Treffs befinden sich in der städtischen Begegnungsstätte Sehnde (Region Hannover) und im Jugendzentrum Vahrenheide in Hannover. Die Gruppen sind altersgemischt, denn es nehmen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von zwischen neun bis 30 Jahren teil. Die Aktionen können nur von kundigen, qualifizierten Betreuungspersonen begleitet werden, zum Beispiel studierende Heilerziehungspfleger/-innen, Sonderpädagogen/-innen und Sozialpädagogen/-innen. Sie können sich in die Gefühlslage und Bedürfnisse der jungen Menschen gut hineinversetzen und kennen sich mit der Pflege aus. Rolli schieben, immer bereits sein und genau wissen, wann und wo zu helfen ist und wann nicht.
Im vergangenen Jahr haben beide Treffs insgesamt 17 Freizeitaktionen angeboten. 2023 sind es aktuell schon sieben. Der Mehr Aktion! für Kinder und Jugend e.V. unterstützt die Freizeitaktionen der INTENSIVkinder mit finanziellen Mitteln. „Unsere Veranstaltungen sind immer ausgebucht. Unsere Teilnehmer/-innen haben einen Super-Spaß, hier entstehen Freundschaften und es entwickelt sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl“, berichtet Anke Mill. Ob Eisdiele, Frühlingsfest, Kindermuseum, Club-Besuch, Weihnachtsmärchen im GOP, Neongolf im funXperience oder Bowling – beim Programm der INTENSIVkinder ist für jede/n etwas mit dabei. Es gibt viel zu erleben, zu üben und sich auszuprobieren. Madeline hat mit Hilfe „ihrer“ Krankenschwester sogar ausprobiert, ob man auch mit den Füßen bowlen kann — es hat funktioniert!