Die Familien-Schatzfinder gehören zum Projekt „Geschwisterkinder Netzwerk“ des Vereins Netzwerk für die Versorgung schwerkranker Kinder und Jugendlicher e.V. Die Initiative kümmert sich um die Geschwisterkinder von schwerkranken, chronisch kranken Kindern sowie Kindern mit Behinderung. Aktuell betreut das Team neun Kinder aus Stadt und Region im Alter von 4 bis 7 Jahren. Wie schon der Name Familien-Schatzfinder sagt, versteht sich das Vorhaben als ein Familienprojekt, bei dem Eltern Erfahrungen und Informationen austauschen sowie andere Familien mit beeinträchtigten Kindern kennenlernen können. Zum Programm zählen daher auch gemeinsame Feste und Ausflüge. Wichtige Bestandteile sind das Einbeziehen der Eltern sowie Elterngespräche. Treffpunkt der Familien-Schatzfinder ist die Kindervilla in Hannover-List, direkt am Mittellandkanal. Das Angebot gibt es seit August 2019.
Bei den Treffen dreht sich dann alles ums Geschwisterkind. Die gesunden Brüder und Schwestern der kranken Kinder stehen im Fokus des Geschwisterkinder-Netzwerks. Das Team möchte sie stärken, ermutigen, ihnen Raum geben. Mit ihrer Arbeit fördert die Initiative ein gesundes Heranwachsen der Geschwister und sorgt gleichzeitig für Entlastung innerhalb der Familie. Die Projektmitarbeitenden möchten den Kindern zeigen: „Du bist wichtig, du bist auch ein Schatz, ein Schatzkind deiner Familie!“ Ein guter Ansatz und eine lohnenswerte, wichtige Initiative, meint Mehr Aktion! – und fördert deshalb dieses Projekt.
Das Ziel der präventiven Gruppe ist es, die gesunden Geschwisterkinder zu stabilisieren, um eventuellen Traumatisierungen und krankmachendem Stress entgegenzuwirken. Marion Hartung, Leiterin der Familien-Schatzfinder, hat die Idee des Netzwerks aufgegriffen und das Schatzfinder-Projekt umgesetzt: „In meiner traumapädagogischen Zusatzausbildung habe ich mich viel mit krankmachendem Stress, Traumatisierung und deren Folgen beschäftigt. Ich wollte einen Raum schaffen, in dem auch ganz junge Kinder gesehen und verstanden werden, mit all ihren Gefühlen, Gedanken und Erlebnissen, um sie vor Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit zu schützen und ihnen Handlungsspielräume zu eröffnen. Deshalb ist bei unseren Familien-Schatzfindern eine kleine Gruppengröße unbedingt sinnvoll“, so Marion Hartung. „Im Prinzip haben wir eine Art pädagogisch begleitete Peergroup für Kinder, die sich in ähnlicher Situation befinden. Schon das wirkt unterstützend. Und was die Kinder noch stärkt, ist das Gefühl, dass sie gut sind, so wie sie sind.“
Auch der Faktor, Zeit für die Kinder zu haben, spielt eine wesentliche Rolle: „Wir versuchen den Kindern durch didaktisch-methodisches Spiel und Erzählen einiges an die Hand zu geben, damit sie mit schwierigen Situationen besser umgehen können und Worte für ihre Gefühle finden. Bei den Treffen der Schatzfinder ist Zeit für alles, was die Geschwisterkinder beschäftigt und bewegt. Sie können sich hier spielerisch und gestalterisch mit den Themen befassen und auseinandersetzen“, sagt Teresa Färber vom Schatzfinderteam.
Der Umgang mit Gefühlen ist ganz zentral für die Gruppenarbeit, dabei geht es darum:
- Gefühle zu benennen, wie äußern sie sich, was kann ich tun, wenn …?
- Strategien einzusetzen, z.B. eine Gefühlsuhr für die familiäre Kommunikation anzufertigen und aufzuhängen
- Selbstregulation und Stabilisierung zu fördern, z.B. mit selbstgebasteltem Gefühlskissen
- Themen spielerisch aufzugreifen, z.B. Art der Beeinträchtigung der Geschwister, die Auswirkungen auf die Familie, häufige Krankenhausaufenthalte u.a.
Die Gruppe trifft sich samstags einmal im Monat für zweieinhalb Stunden. Die Kinder bleiben meist ein bis drei Jahre in der Gruppe, meistens bis sie in die 2. Klasse kommen und zur Gruppe Abenteuer-Geschwister wechseln können. Das Team besteht aus drei Betreuerinnen (Sozialarbeiterin, Kinderkrankenschwester, Erzieherin/Traumapädagogin), zwei von ihnen unterstützen die Gruppe ehrenamtlich.