Mehr Aktion! mit Kunst

Einfach Genial

Die gemeinnützige Firma „Einfach Genial“ arbeitet mit Jugendlichen aus Haupt-, Real- und Förderschulen an und in Kunstinitiativen. Im Projekt „Hand in Hand“ zum Beispiel setzen sich gemischte Gruppen aus verschiedenen Schulen in einer Blockwoche und an weiteren Tagen kreativ mit aktuellen Themen sowie mit dem Übergang von der Schule in den Beruf auseinander. Einen Tag lang beteiligen sich Vertreterinnen oder Vertreter von Unternehmen aktiv am Geschehen. Am Ende werden die Kunstwerke in einer Ausstellung im Sprengelmuseum in Hannover gezeigt – so wie im vergangenen Juni. Claudia Ghouri, Kunstmalerin und eine von drei Geschäftsführerinnen bei „Einfach Genial“, hat uns von ihrer Arbeit erzählt.

Frau Ghouri, was macht das Projekt „Hand in Hand“ einzigartig?

Ich glaube, wir können wirklich zeigen, dass ganz unterschiedliche Menschen ganz unterschiedlichen Alters, ganz unterschiedlicher Herkunft, ganz unterschiedlicher Umgebungen sehr gut zusammenarbeiten können. Am besten funktioniert das nämlich beim Malen und Gestalten. In der Kunst gibt es kein gut oder schlecht, kein alt oder jung. Jeder kann gestalten, jeder ist genial. Was wir machen müssen, ist dazu aufzufordern, es zu tun.

Wie begeistern Sie Jugendliche für die Sache?

Zum Beispiel arbeiten wir mit hochprofessionellen Materialien, die es im Kunstunterricht in den Schulen so nicht gibt. Wie Farbpigmente aus Blut, Knochen, Holz oder Edelsteinen. Diese Ursprünge von Farbe kennen die Jugendlichen gar nicht. Es ist ein bisschen wie mit der Kuh, von der manche Stadtkinder denken, sie sei lila. In unseren Projekten ist außerdem zu erleben, dass es in der Kunst auf den Prozess ankommt: Ein Bild ist nicht fertig, wenn irgendwie Farbe drauf ist, sondern wenn es erarbeitet wurde.

Sie kombinieren Kunst mit der Frage der Berufsorientierung.

Genau. Denn auch die Berufs ndung ist ein Prozess. Gerade habe ich mit einem Jungen eine Situation erlebt, in der er aufgeben wollte. Sein Bild sei Mist, meinte er, und wollte nicht weitermachen. An der Stelle konnte ich ihm erklären, dass es im Leben immer wieder solche Situationen gibt, wo man meint, alles sei Mist. Dass man gerade dann nicht aufgeben sollte. An diesem Punkt durchzuhalten, vielleicht etwas Neues zu versuchen, das üben wir mit ihnen. Auch Leonardo da Vinci hat Fehler gemacht, aber er hat nicht aufgegeben. Die Jugendlichen, mit denen wir arbeiten, haben eigentlich schlechte Chancen auf dem 1. Arbeitsmarkt. Im Projekt lernen sie unter anderem Teamarbeit, Durchhalten, respektvolles Mit- einander und Verantwortungsbewusstsein. Sie werden viel selbstbewusster – auch durch den intensiven Kontakt mit den Unternehmensvertretern an dem gemeinsamen Projekttag. Die Erfolge sind gut! Aus der letzten Gruppe haben alle nach ihren Praktika Angebote für eine Lehrstelle bekommen, eine Schülerin sogar sofort einen Vertrag.

Neuerdings bieten Sie auch Projektwochen speziell für Sprachlernklasse an?

Ja, unsere „Start with Art“-Projekte. Der Kern unserer Arbeit ist ja nonverbale Kommunikation über das Gestalten. Das passt sehr gut in die aktuellen Situation mit den vielen Kindern und Jugend- lichen, die noch kein oder wenig deutsch sprechen. Bei uns gestalten sie mehrere Tage eigene Werke – und sie machen tolle Fortschritte.

Neue Räume

300 frische Quadratmeter für die künstlerische Arbeit stehen dem gemeinnützigen Unternehmen „Einfach Genial“ neuerdings in der Brandboxx in Langenhagen-Godshorn zur Verfügung. Rundherum arbeiten Firmen überwie- gend aus dem Modehandel. Auch Messen von Unternehmen für Unternehmen nden auf dem Gelände statt.

Eine hilfreiche Umgebung, findet Clauda Ghori: „Es ist ein ganz anderes Feeling, besonders auch für die Schülerinnen und Schüler in unseren Projekten. Sie machen einen klaren Schritt aus der Schule heraus, wenn sie zu uns kommen.“ Auch die Arbeitsbedingungen haben sich verbessert: „Vorher sind wir immer auf Wanderschaft gewesen und von Schule zu Schule gezogen. Jetzt können wir hier in eigenen Räumen mit jeweils bis zu 25 Teilnehmenden wunderbar arbeiten und alle Materialien, die wir brauchen, sind schon da.“

Drei helle Schulungsräume in der 2. Etage von Haus A stehen zur Verfügung – und werden ausgiebig genutzt. Im Jahr 2015 konnte „Einfach Genial“ schon mehr als 400 Teilnehmenden begrüßen.