In Dedenhausen bei Uetze, im Umland von Hannover, haben Jungen im Alter von 8 bis 16 Jahren in einem geräumigen Fachwerkhaus mit Hof und Nebengebäuden, im Domiziel ein neues Zuhause gefunden. Sie sind sogenannte „Systemsprenger“, Kinder und Jugendliche, die durch alle Raster fallen und normale Hilfesysteme eben häufig „sprengen“. Den meisten von ihnen fehlt ein intaktes Elternhaus, sie haben oft von klein an Missbrauch oder Gewalt erfahren, landeten nicht selten auf der Straße. Ein Weg in eine eigenständige Zukunft scheint ihnen verwehrt zu sein. Das Domiziel ist deshalb für sie so etwas wie die letzte Chance, um Entwicklungsrückstände auszugleichen, Anschluss in der Schule und somit eine Aussicht auf ein normales Leben in der Gesellschaft zu bekommen.
Neben der sozialpädagogischen Intensivbetreuung im Alltag und dem schulischen Unterricht bekommen sie im Domiziel eine umfangreiche Vorbereitung auf ihr späteres Berufsleben unter der Anleitung von Fachkräften in den Bereichen Küche/Hauswirtschaft, Bäckerhandwerk und Holztechnik. Doch zuletzt wurde deutlich, dass trotzdem noch etwas fehlte – der sportliche Ausgleich! Wichtig für Fitness, Gesundheit, zur mentalen Stärkung und, um das Gefühlsleben in Balance zu bringen und zu halten. Zumal einige der Jungen ganz konkrete körperliche Probleme haben wie beispielsweise ein zu hohes Gewicht, mangelnde Beweglichkeit oder eine unterentwickelte Motorik. Körperliche Aktivitäten helfen darüber hinaus beim Stressabbau, sodass im Einzelfall vielleicht sogar Medikamente, die manche Jungs wegen psychischer Probleme nehmen müssen, abgebaut werden können.
Mit der finanziellen Unterstützung von Mehr Aktion! konnte Thomas Pape, Sport- und Gesundheitstrainer sowie Eishockey-Profi, für das Training der Domiziel-Jungs gewonnen werden. Nach einem ganzheitlichen Konzept trainiert er sie seit Juni zusammen mit dem Domiziel-Mitarbeiter Bjarne Breuer einmal wöchentlich zwei bis drei Stunden. Die Jungen haben eine Menge Spaß dabei und sind zudem sehr motiviert. Kein Wunder, denn Sportprofi Pape findet den richtigen Ton und versteht sich bestens mit ihnen. Neben Übungen für Beweglichkeit, Gleichgewicht und Stabilisierung gibt es auch Lauftraining, Krafttraining und Atemübungen. Kleine Wettbewerbe spornen zusätzlich an. Schon jetzt sind erste Erfolge, insbesondere in der Koordination und Motorik erkennbar. Das Körpergefühl der Jungen hat sich verbessert und es kann nach und nach Haltungsfehlern entgegengewirkt werden. Trainer Pape geht dabei die physischen Probleme individuell an, indem er den Jungen auf ihren Bedarf zugeschnittene Aufgaben gibt.
Nach diesen schnellen sichtbaren Erfolgen soll es natürlich unbedingt weitergehen: Mehr Aktion! möchte das Domiziel unterstützen, den Sportbereich weiter auszubauen. Außerdem sollen Themen, wie Ernährung und Meditation in das Trainingsprogramm integriert werden, denn eine umfassende körperliche Gesundheit ist besonders wichtig für Kinder mit entwicklungsbedingten Problemen und solchen Belastungen, wie sie diese Jungs mitbringen – und fördert zudem deren mentale und emotionale Gesundheit.