Einfach mal unbeschwert Urlaub machen, wie andere Jugendliche auch – Sonne, Strand und Meer genießen! Das wollte der Verein INTENSIVkinder zuhause e.V. Niedersachsen zehn mehrfach schwerstbehinderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter ab 17 Jahren für eine Woche ermöglichen. Neben anderen Unterstützern sagte auch Mehr Aktion! einen Teil der Finanzierung für die „Jugendfreizeit Aktiv“ zu. Also konnte im Juli dieses Jahres die Reise losgehen: Ziel war das AWO-Familienferiendorf in Horumersiel/Schillig direkt am Nordseestrand. Das Feriendorf ist auf barrierefreien Urlaub perfekt eingerichtet. Es gibt rollstuhlgerechte Unterkünfte, behindertengerechte Badezimmer und Extra-Angebote für „Rollifahrer“ wie das hauseigene Schwimmbad mit Hub-Lift sowie barrierefreien Wattwanderungen mit den supercoolen Wattmobilen. Inklusion findet im Familienferiendorf ganz selbstverständlich statt, da dort auch Familien ihre Ferien verbringen.
„Das Allerbeste in der einen Woche war: absoluter Spaß ohne Therapien, ohne Eltern, die ständig sagen: ‚Du musst noch dies …, du musst noch das …‘, berichtet Rotraut Schiller-Specht vom Verein INTENSIVkinder zuhause e.V. Niedersachsen. „Da fahren Freunde mit Freunden“, erläutert sie weiter, „denn die kennen sich alle von anderen gemeinsamen Aktionen des Vereins wie Freizeitsamstage und Jugendtrefftage.“ Die Hälfte der Jugendlichen ist neben der körperlichen Behinderung auch geistig eingeschränkt und fünf der zehn sind Rollstuhlfahrer*innen. Zwei Mädchen müssen beatmet werden: eines rund um die Uhr, das andere nachts. Dass somit ein einwöchiger Aufenthalt einen gewissen Aufwand an Logistik und Betreuung bedeutet, versteht sich von selbst – denn eine solche Fahrt ist nur mit durchgehender 1:1-Betreuung machbar. Dass jedoch das Begleitteam im Schnitt ziemlich jung war, trug zum Spaß aller bei. Es setzte sich zusammen aus jungen Heilerziehungspfleger*innen sowie Studierenden und Absolvent*innen der auf den Beruf aufbauenden Studiengänge wie beispielsweise Heilpädagogik, Pflege und Geistigbehindertenpädagogik. Die zu beatmenden Mädchen wurden außerdem von Krankenpflegerinnen betreut.
„Jugendfreizeit Aktiv“ bedeutete natürlich, dass die Gruppe allerhand Aktivitäten unternommen hat. Vor Ort in Schillig war es schon etwas ganz Besonderes, dass aufgrund des sonnigen und warmen Wetters viele Tage wirklich am Strand verbracht werden konnten. Und alle hatten auch schon mal Riesenspaß bei Strandmobil-Wettrennen mit anschließendem Ins-Wasser-fallen-lassen. Mit Vierer-Tretmobilen wurde die Gegend erkundet und jeden Abend stand das Schwimmbad im Feriendorf zur Verfügung. Höhepunkte der Woche waren schließlich zwei Ausflüge mit Spezialbussen für Rollstuhlfahrer. Einmal in den Tier- und Freizeitpark Jaderpark, wo viel unternommen und erlebt werden konnte. Wer sonst motorisch nicht so fit ist, konnte hier „bewegt werden“, z. B. auf der großen, wellenförmigen Teppichrutsche oder dadurch, dass er/sie auf ein Trampolin gelegt wurde. Den Abschluss bildete eine Fahrt nach Bremerhaven, wo ein Teil der Gruppe die „Rollitour“ durchs Klimahaus unternahm, die anderen besuchten das Auswandererhaus. Eine schöne Fahrt mit Freunden, von der alle mit viel Energie vollgetankt wieder zurückkehrten in ihre Familien.
Fotos: Rotraut Schiller-Specht