Mehr Aktion! im Mädchenhaus

Berufsziel Straßenbahnfahrerin

Die Mint-Gruppe im Mädchenhaus KOMM in Hannover trifft sich einmal in der Woche für drei Stunden in der Werkstatt der Einrichtung. Dort können sich die Mädchen handwerklich ausprobieren und dürfen auch „Fehler machen“. Neben sägen oder Seife herstellen gibt es Gespräche über Schule, Ausbildung, Studium. Berufswege und Berufe werden vorgestellt, von denen die Mädchen in der Familie oder im Umfeld wenig oder nichts erfahren. Ihre Eltern wissen, dass die Einrichtung nur für Mädchen offen ist und sich keine Jungen dort aufhalten. Das ist gerade für Mädchen aus religiösen Familien von Vorteil. Die Mint-Gruppe hat einen festen Kern, jedoch kommen immer wieder neue Mädchen dazu. Anna ist seit etwa anderthalb Jahren dabei. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen.

Anna, warum gehst du in das Mädchenhaus KOMM?

Am Anfang wollte ich neue Leute kennenlernen. Vor allem auch homosexuelle und bi Mädchen. Jetzt finde ich einfach die Leute hier sehr nett und möchte den Kontakt gerne halten. Außerdem finde ich auch die Aktionen gut, die wir hier machen, wie das Basteln oder Kochen.

Wie findest du die Projekte im Mädchenhaus?

Gerade finde ich ein Projekt mit unserer Band „Serotonin“ sehr gut. Weil ich mich selber kennenlernen konnte – wie musikalisch ich bin. Ich war vorher nie musikalisch und hier konnte ich Instrumente mal ausprobieren. Zum Beispiel das Keyboard – das spiele ich jetzt, ich finde es sehr gut und es macht mir viel Spaß. Das konnte ich vorher ja nicht wissen.

Anna, du hast ja einen Tag bei der Üstra geschnuppert, bist vorne im FahrerInnenhaus mitgefahren und hast dich jetzt dort beworben zur Ausbildung als Straßenbahnfahrerin. Wie bist du darauf gekommen?

Naja, als kleines Kind habe ich mich immer davor gestellt und mich gefragt: Wie fährt eigentlich die Bahn? Da gibt es ja nur einen Hebel, den man nach vorne oder nach hinten schiebt. Wie fährt die denn um die Kurven? Das hat mich sehr interessiert und deswegen habe ich gedacht, wenn mich das so interessiert, kann ich da vielleicht eine Ausbildung machen. Ich habe dann einen Schnuppertag gemacht. Die Frauen vom Mädchenhaus KOMM haben mir die Nummer gegeben, ich hab angerufen und konnte hingehen. Es war sehr interessant. Ich habe auch erfahren, dass die Kollegen dort sehr nett sein sollen. Es interessiert mich auch einfach total, wie eine Bahn gebaut ist. Auch wie die Busse, die aneinander gehängt sind, in engen Straßen um die Kurve kommen. Das fasziniert mich. Die sind so breit und so lang! Wenn ich nur daran denke, mit dem Auto durchzukommen! Ui, wie soll ich da mit so einem Bus nur durchkommen?

Welche Rolle hat das Mädchenhaus bei der Entscheidung gespielt, dass du nun diese Ausbildung machen willst?

Also, ich wollte schon immer zur Üstra und Dank dem Mädchenhaus habe ich den Kontakt wirklich bekommen und konnte mir nochmal ein Bild machen. Zwischendurch war ich mir sehr unsicher, wegen all dem Technischen – schaffe ich das, schaffe ich das nicht? Das ging ein bisschen hin und her. Technisch begabt bin ich eigentlich weniger. Denke ich. Aber gerade beim Schnuppertag konnte ich sehen, dass es mir doch viel Spaß macht. Das Mädchenhaus hat mir durch den Kontakt sehr geholfen. Und auch mit der Bewerbung.