BARBALoTTa darf nicht fehlen in der HIV-Ambulanz für Kinder der MHH. Steckt BARBALoTTa mal im Stau – denn auch eine Klinik-Clownin kann sich nicht an einen anderen Ort zaubern, sondern muss ganz profan dort hinfahren – dann kommt schon mal ein Beschwerdebrief: „BARBALoTTa wo warst du?“ BARBALoTTa, im richtigen Leben Barbara Bauer, Klinik-Clownin der Truppe „Clinic-Clowns Hannover“ macht jeden Donnerstag von 9 Uhr bis 12 Uhr ihre Späße in der HIV- Ambulanz der MHH. Sie begleitet dort bis zu fünf Kinder nacheinander individuell – nach der Blutabnahme oder während Wartezeiten. Das Engagement wird von Mehr Aktion! bereits seit 2008 finanziert. BARBALoTTa, hier im Interview, berichtet von ihren Erlebnissen mit den HIV- Kindern:
BARBALoTTa, Sie begleiten viele Kinder schon lange?
Ja, so ist es. Ich bin schon seit neun Jahren bei den Kindern in der HIV-Ambulanz. Einige Kinder habe ich auch schon verabschiedet – weil sie 18 waren … (erleichtertes Lachen)
Die HIV-Infektion ist mittlerweile gut therapierbar …
Genau!
Wie ist BARBALoTTa?
BARBALoTTa ist ganz schön frech, sympathisch-frech, sodass man ihr nicht böse sein kann. Barbara konnte vieles von BARBALoTTa lernen. Man kann sich das kaum vorstellen, aber man setzt die Nase auf und ist irgendwie freier …
Wie ist BARBALoTTa zu den HIV-Kindern gekommen?
Herr Prof. Dr. Baumann, Leiter der HIV- Ambulanz der MHH, hatte bei den „Clinic- Clowns Hannover“ angefragt, da habe ich mich gemeldet.
Neun Jahre sind eine lange Zeit, Sie haben sicher schon viel dort erlebt …
Oh ja, gerade kürzlich! Prof. Dr. Baumann und seine Familie organisieren alljährlich eine einwöchige Familienfreizeit für alle HIV-Kinder und ihre Familien. Ich wurde eingeladen und besuchte sie dort an einem Tag als BARBALoTTa. Gerade angekommen, hörte ich schon wie einige Kinder BARBALooooTTaaaa riefen. Das ist so eine Freude gewesen. Dort ist mir auch bewusst geworden, wie groß die Kinder schon geworden sind, da ich sie teilweise schon von Geburt an kenne.
Was macht BARBALoTTa bei einem Termin in der HIV-Ambulanz?
Ich bin einfach da. Manchmal gibt es Kin- der, die gerne zaubern und dann gibt es einen neuen Zaubertrick, den sie lernen. Oder ein Kind braucht unbedingt einen Schmetterling, einen Luftballon … Oder wir sitzen nur da, quatschen. Wenn sie in der Pubertät sind, wollen sie vielleicht nicht mehr quatschen und auch keinen Luftballon mehr. Dann sind’s die Eltern mit denen ich rede. Am Anfang ist das Blutabnehmen für manche Kinder sehr beängstigend. Dann stehe ich ihnen tröstend zur Seite. Prof. Dr. Baumann sagte schon mal zu mir: „Die Kinder kommen gar nicht mehr wegen mir, die kommen alle nur noch wegen BARBALoTTa!“
Um mit den Kindern zu sprechen, müsste man theoretisch ja kein Clown sein, oder?
Doch, manchmal schon, weil die Kinder ihr Herz viel schneller bei uns Clowns ausschütten, weil wir einfach neutral sind. Das sind die Großen, die manchmal nur reden wollen. Die Kleineren wollen gerne wieder einen neuen Zaubertrick lernen, dann zeigt man ihnen den und dann können sie ihn vorführen. Bisher ist es mir meistens gelungen, alle Wünsche zu erfüllen. Es ist mir einfach wichtig, auf jeden Einzelnen einzugehen.
Was machen Sie, wenn Sie Wünsche nicht erfüllen können?
Dann ist das so. Ich versuche mein Bestes. Ich habe auch schon Beschwerde- briefe gekriegt. Einmal stand ich im Stau und kam zu spät und ein kleines Mädchen, Yasmina, und ich, wir haben uns verpasst. Und dann kam der Beschwer- debrief: „BARBALoTTa, wo warst du? Ich war da und du warst nicht da …“ Ich hab’s wieder gut gemacht!
Wie alt war das Mädchen zu dem Zeitpunkt?
Sechs Jahre. Sie hatte gerade schreiben gelernt und in ihrer Krickelschrift den Beschwerdebrief verfasst. Selbst für die Mama waren die Termine mit BARBALoTTa immer ganz wichtig. Von Yasmina habe ich schon einige selbstgemalte Bil- der erhalten, selbst von ihrer Mama. Erst gestern hielt ich wieder eines ihrer Bilder in meinen Händen, auf dem BARBALoTTa als Engel abgebildet ist und darauf stand: „Von Yasmina und ein bisschen von Yasminas Mama, von ganzem Herzen danke! Sie sind ein Engel.“
Kinder mit HIV …
… wurden meist während Schwangerschaft, Geburt oder über die Muttermilch infiziert.
… können normal leben, spielen, zur Schule gehen.
… müssen regelmäßig zum Arzt und oft hochdosierte Medikamente einnehmen.
… leben häufig mit der Angst vor Ablehnung.
… leiden unter der Unkenntnis in der Gesellschaft über Übertragungswege.
… haben häufig schon schwere familiäre Schicksale erfahren.
… leben oftmals in Adoptiv- oder Pflegefamilien.