Schon im vergangenen Jahr in der Vorweihnachtszeit berichtete Monnika Breuer, Mitgründerin und -geschäftsführerin der Domiziel gGmbH, dass die Anfragen der Jugendämter zunehmen. „Jede Woche erhalten wir zahlreiche Anrufe, berichtete sie. Inzwischen leben schon 15 Jungen im Alter von 11 bis 16 Jahren in zwei Wohngruppen im Domiziel in Dedenhausen bei Uetze, im Umland von Hannover. Die „Intensivbetreuung für delinquente Jungs in Verwahrlosungsgefahr“ hat dort schon seit geraumer Zeit ihr Zuhause in einem ehemaligen Hotel, einem geräumigen Fachwerkhaus mit Hof und Nebengebäuden. Dort leben die Jungen mit Hausmutter oder Hausvater in einem geborgenen Rahmen mit klaren Regeln und verlässlichen Alltagsstrukturen. Das ist für die Kinder und Jugendlichen extrem wichtig – sie alle haben, bevor sie im Domiziel ein Zuhause fanden, in ihren Familien schon viel Leid erfahren und waren nicht selten bereits auf die schiefe Bahn geraten. Das Besondere im Domiziel: Alle leben unter einem Dach und fühlen sich damit sehr wohl.
In diesem Jahr musste eines der alten Gebäude abgerissen werden, es war marode geworden. Dafür ist ein neues entstanden, mit Wohnungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien. Außerdem wurde ein Gebäudeteil so ausgebaut, dass dort ein Restaurant entstehen konnte. Hier essen die Kinder und ihre Erzieherinnen und Erzieher nun unter der Woche. Bislang wurde in den jeweiligen Wohngruppen gemeinsam gekocht und gegessen, doch das hat im Alltag immer für viel Hektik und Unruhe gesorgt, denn die Tage der Kinder und Jugendlichen sind bereits angefüllt mit Schule, Hausaufgaben, Logopädie, Traumatherapie, Sport und vielem mehr. Mit einem gemeinsamen „Familienessen“ im Domiziel-Restaurant, an dem alle teilnehmen, kommen Kinder und Erwachsene besser zur Ruhe. Zumal die Aufgabe des Kochens wegfällt, denn natürlich hat das Restaurant auch eine Restaurantküche. Und hier kocht Adrian, der Koch, für alle, und zwar gesund und auch mal vegan. So lernen die Kinder, dass man mit viel Spaß und Kenntnissen gesunde und leckere Mahlzeiten zubereiten kann. Doch das ist nicht alles!
Teilfinanziert von Mehr Aktion! soll die neu gebaute und professionell ausgestattete Restaurantküche natürlich nicht nur für das tägliche Mittagessen aller sorgen, das wäre in einer Einrichtung wie dem Domiziel ganz klar zu kurz gedacht. Sie ist gleichzeitig eine Ausbildungsküche. Wer von den älteren Jungen Interesse hat, kann sich hier zum Koch ausbilden lassen. Zwei von ihnen arbeiten schon jetzt in der Küche mit: Der eine ca. drei bis vier Stunden täglich nach der Schule und ein Fünfzehnjähriger zweimal die Woche den ganzen Tag, was ihm für sein erstes Ausbildungsjahr anerkannt werden wird. Beide Jungen sind begeistert und mit viel Kreativität dabei. Einer hatte zuvor schon sein Talent in der Domiziel-Backstube entdeckt. Und hier in der Restaurantküche sind beide so richtig auf den Geschmack gekommen, haben viel Freude am guten Kochen – die ideale Voraussetzung für diesen Ausbildungsweg. Mit der Ausbildungsküche ergänzt das Domiziel eine Reihe von Werkstätten auf dem eigenen Gelände, wie beispielsweise die Backstube und die Schreinerei, die für die dort lebenden Jungen eine Ausbildungs- und Zukunftsperspektive sein können und somit eine Chance auf ein normales Leben in der Gesellschaft.