Manchmal muss man im Leben andere, herausfordernde Dinge tun, z. B. abtauchen, eintauchen und wiederauftauchen, um veränderte Sichtweisen entwickeln zu können und unterschiedliche Erfahrungen mit sich und anderen zu machen,“ erläutert Daniela Brönner, stellvertretende Leiterin des Förderzentrums Lotte Lemke in Braunschweig.
Acht Jugendliche der Förderschule bekamen diese Chance. Am Tauchprojekt im Mittelmeer teilnehmen durften Schülerinnen und Schüler im Alter von 12 bis 16 Jahren, die entweder im Sommer 2016 die Schule verlassen sollten, um in das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) einzutreten oder solche, die für sich zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn im schulischen Lernen erkannten und von sich aus keine Idee hatten, wie es für sie weitergehen könnte. „Abtauchen“ durfte nur, wer sich im Februar 2016 schriftlich um die Teilnahme bewarb und ab dann bis zum Beginn der Reise Anfang Juni regelmäßig die Schule besuchte, die Schulregeln einhielt, keine illegalen Drogen nahm sowie Konflikte vermied, die zu einer Anzeige führen könnten.
In der ersten Phase des Projekts erhielten alle Teilnehmenden ab April regelmäßig vorbereitenden Theorie- und Praxisunterricht im Schwimmbad. Dort lernten sie, sich für die eigenen Tauchsachen verantwortlich zu fühlen, Anzug, Haube, Füßlinge und Handschuhe alleine anzuziehen, das Sauerstoffgerät zusammenzubauen, Partnercheck durchzuführen wie auch unter Wasser Handzeichen anzuwenden, den Druckausgleich beim Abtauchen, mit der Partnerin oder dem Partner Blickkontakt zu halten und zu kooperieren. Auch der Umgang mit Notsituationen über und unter Wasser wurde eingeübt.
Die zweite Phase, das eigentliche „Eintauchen“, war die Intensivwoche am Mittelmeer in Kroatien. Vor der Reise waren die Jugendlichen sehr aufgeregt – für die meisten war es ihr erster Flug. Vor Ort kamen sie in 3- und 4-Zimmer-Appartments mit jeweils einer Lehrkraft unter. Nach der Ankunft gab es als erstes ein leckeres Frühstück unter freiem Himmel im Sonnenschein. Ein guter Start! Bereits mittags am Ankunftstag machten die SchülerInnen mit den TauchlehrerInnen vor Ort Einzeltauchgänge. Im Meer zu tauchen und zu baden war etwas Besonderes und wirkte sich für alle extrem positiv auf die Motivation aus. Auch die Begegnung mit Menschen einer anderen Kultur und mit einer anderen Sprache meisterten sie ohne Scheu und mit Respekt. Es gelang ihnen gut, sich mit Händen und Füßen und einfachem Englisch zu verständigen.
Beim Tauchen und auch sonst während der Reise haben die SchülerInnen gelernt, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Damit waren für sie starke Erfolgserlebnisse verbunden, sodass sie den Herausforderungen des (Schul-)Alltags anschließend gestärkter und erfolgsorientierter begegnen konnten. Und konkrete Erfolge sind nach dem „Auftauchen“ auch schon sichtbar: Drei der Teilnehmenden konnten in öffentliche Schulen wechseln, ein Schüler befindet sich in einer Probeumschulung, ein weiterer ist im BVJ und drei haben sich entschieden im Schuljahr 2016/17 ihren Schulabschluss zu schaffen.