„Kein Kind kann sich alleine schützen“ ist bereits seit bald 35 Jahren das Motto, unter dem die Fachberatungsstelle Violetta e. V. Mädchen und jungen Frauen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, sowie auch ihre Angehörigen in Hannover berät und unterstützt. Mädchen werden häufig schon im frühen Kindesalter Opfer sexualisierter Gewalt und ein Großteil der mutmaßlichen Täter und Täterinnen stammen aus dem familiären oder nahen sozialen Umfeld. Im Corona-Jahr 2021 konnten die Mitarbeiterinnen von Violetta in 525 Fällen beraten, dabei wandten sich in 281 Fällen die betroffenen Mädchen und Frauen direkt an Violetta, in 121 Fällen meldeten sich pädagogische Fachkräfte und in 123 Fällen Angehörige. Was die einzelnen Mädchen und jungen Frauen erleiden mussten, ist individuell sehr unterschiedlich, aber in jedem Fall erschütternd.
Das zeigt auch, wie wichtig das Projekt ist, das Mehr Aktion! ab 2019 mit einer Anschubfinanzierung förderte: Es dient dazu, Menschen, die im pädagogischen Umfeld mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, bei ihrer präventiven Arbeit und dabei zu unterstützen, die Kinder zu stärken. Sie sollten gezielt geschult werden, um Signale von Missbrauch so früh wie möglich wahrzunehmen und darauf richtig reagieren zu können. Denn pädagogische Fachkräfte verbringen in unterschiedlichen Kontexten und Einrichtungen viel Zeit mit Kindern. Sie sind wichtige Ansprech- und Vertrauenspersonen und ihre Aufgabe ist es, diese Kinder zu schützen und ihnen zu helfen, wenn sie feststellen, dass sie Grenzverletzungen oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind oder waren.
Es sollten aber nicht nur Mitarbeitende in pädagogischen Einrichtungen geschult werden, sondern auch Eltern und andere Erziehungsberechtigte sowie die Mädchen und Jungen selbst. Das Ziel hierbei und auch durch das Begleiten der Entwicklung institutioneller Schutzkonzepte war, dass pädagogische Einrichtungen sicherere Orte für Kinder werden. Die Einrichtungen sollten auch dabei unterstützt werden, Strukturen zu schaffen, die sexualisierte Gewalt schon von vornherein verhindern oder zumindest erschweren, sodass Mitarbeitende angemessen auf Übergriffe reagieren können und die Prävention nachhaltig im Erziehungsalltag verankert wird. Für den Unterricht, die Beratung und die Präventionsarbeit wurden mit den Mitteln von Mehr Aktion! zudem 21 Bilderkarten und Arbeitshilfen unter dem Titel „NEIN heißt NEIN!“ von Violetta entwickelt, die es den Erziehenden erleichtern soll, mit den Kindern über Themen der sexualisierten Gewalt ins Gespräch zu kommen – was für viele kein leichtes Unterfangen ist.
Jetzt steht das gesamte Projekt stabil auf eigenen Beinen und die Unterrichtsmodule finden auch per Zoom virtuell statt, denn: „Während der Corona-Pandemie mussten wir, aus der Not geboren, eine Lösung finden“, berichtet Violetta-Sozialpädagogin Kerstin Kremer. Am Ende war es sehr förderlich für die Angebote. „Manche Gruppe finden es nach wie vor weiterhin praktisch, online fortgebildet zu werden. Außerdem können wir so mehr und andere Zielgruppen erreichen wie beispielsweise Lehrerinnen und Lehrer nach Schulschluss oder auch Ehrenamtliche, die sich Fahrwege sparen können, gerade, wenn sie weit entfernt wohnen“, erläutert Kerstin Kremer weiter. Violetta musste damals aufgrund der Pandemie schnell reagieren. „Sonst hätte es vermutlich nie geklappt, eine so gute virtuelle Lösung auf die Beine zu stellen.“ Natürlich finden auch weiterhin Fort- und Weiterbildung vor Ort statt.