Ist ein Elternteil psychisch krank, übernehmen die Kinder oft sehr früh dessen Aufgaben und viel zu viel Verantwortung. Während Gleichaltrige spielen, müssen sie Hausarbeiten erledigen oder jüngere Geschwister betreuen. In Krisen oder Krankheitsphasen suchen betroffene Eltern zudem oftmals Rückhalt bei ihren Kindern, was diese in aller Regel überfordert. Hierdurch entsteht eine Art Rollentausch: Die Kinder übernehmen die Verantwortung für das Wohlbefinden des erkrankten Elternteils oder sogar der ganzen Familie. Diese andauernde Belastung beeinträchtig ihre Entwicklung und erhöht ihr Risiko enorm, selbst Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln oder psychisch zu erkranken.
FaB (Fachanbieter für Betreuung) hat deshalb das Projekt „Stabilisierungsgruppe“ entwickelt. Mit diesem ambulanten traumapädagogischen Beratungs- und Gruppenangebot sollen vor allem die Kinder und Jugendlichen in den betroffenen Familien entlastet und unterstützt werden, aber auch das gesamte System „Familie“. Im Rahmen der Gruppenarbeit geht es in erster Linie um Unterstützung, Vorbereitung und Stabilisierung des Alltags. Die Eltern lernen besser mit ihren Symptomen umzugehen, indem sie neue, konkrete Verhaltensweisen entwickeln und dadurch ihre Resilienz verbessern. Techniken zur Achtsamkeit und Stressregulation beispielsweise führen dazu, dass sie angemessener reagieren und die Emotionen ihrer Kinder besser wahrnehmen und „aushalten“ können. Aufbauend auf dem Gelernten, können die Eltern ihre Bindung zu den eigenen Kindern intensivieren und den Familienalltag besser meistern, wodurch auch Krisen in den Familien gemildert oder sogar ganz vermieden werden können. Dies eröffnet den Kindern neue Chancen auf eine kindgerechte Entwicklung. Denn für eine solche ist es wesentlich, dass sie auf die Zuwendung ihrer Eltern vertrauen können – nur so entwickeln sie Selbstvertrauen und ein positives Selbstwertgefühl.
Gut zu wissen:
Für Betroffene und ihre Familien mangelt es in der Region Hannover an niedrigschwelligen, ambulanten Angeboten wie der „Stabilisierungsgruppe“, die einer Psychotherapie vorausgehen oder folgen könnten oder diese sinnvoll ergänzen. Oftmals müssen Betroffene monatelange auf einen Therapieplatz warten.