Mehr Aktion! im Wohnquartier „Am Spargelacker“

Die butze 22 in der Corona-Pandemie

butze 22 ist ein offener Treffpunkt für Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren zu dem ca. 80 Kinder überwiegend aus dem Migrationswohngebiet „Am Spargelacker“ in Bemerode kommen. 

Interview mit Hanna Ates, Leiterin des offenen Kindertreffpunkts butze 22 

Mehr Aktion: Wie ist es der butze 22 seit der Corona-Pandemie ergangen?
Hanna Ates: Als die Pandemie ausbrach, war mir deutlich, welche verheerenden Folgen die Isolation, insbesondere in unserem Wohngebiet, haben kann. Sofort habe ich mich mit den Mitarbeitenden über Zoom und per Telefon über verschiedenste Aktionen abgestimmt.

Wurde die butze 22 geschlossen und wie sind Sie damit umgegangen?
Im ersten Lockdown mussten wir für drei Wochen schließen. Um deutlich zu machen, welche Auswirkungen ein solcher Beschluss hat, habe ich einen Brief an die Stadt Hannover geschickt.

Wie konnten Sie in dieser Zeit zu den Kindern und Ihren Familien Kontakt halten?
Über die vorhandenen Telefonnummern der Familien konnten wir per WhatsApp schnell Kontakt aufnehmen und Lernförderung, Hausaufgabenhilfe anbieten.

Lernen und Hausaufgabenhilfe per WhatsApp – wie darf man sich das vorstellen?
Ein Aufgabenblatt wird mit dem Smartphone fotografiert und per WhatsApp-Video besprochen. Es ging neben schulischer Förderung darum, den sozialen Kontakt zu halten.

Aber das gemeinsame Spielen konnte gar nicht mehr stattfinden?
Zusätzlich haben wir auch Spiele per WhatsApp angeboten und wöchentlich eine bunte Butze-Tüte mit Kleinigkeiten wie Stift und Block, einer Süßigkeit, einem Ausmalbild vor der Butze ausgegeben und den direkten Kontakt wieder hergestellt.

Da war es sicher wichtig, sich schnell Alternativen und ungewöhnliche Maßnahmen einfallen zu lassen?
Ja, wir haben im Fenster der „Butze“ eine Lichterkette als Zeichen der Hoffnung installiert. Ein Saxophonist hat wöchentlich im Wohnquartier musiziert – darüber haben sich die Menschen gefreut und ihre Fenster geöffnet. Mit dem Team konnten wir Aktionen sehr schnell umsetzen und sind über diese besondere Zeit noch stärker zusammengewachsen.

Wie ging es nach dem ersten Lockdown letztes Jahr weiter?
Nach dem Lockdown konnten wir zunächst wieder für die Kinder im Outdoorbereich da sein, zwar ungewohnt für uns alle mit Maske und Sicherheitsabstand, alle Mitarbeitenden mit einem Fläschchen Handdesinfektionsmittel – aber wir waren wieder vor Ort und haben uns Schritt für Schritt, im Rahmen des Möglichen, maximal unserer normalen Angebotsstruktur angenähert. 

Normalerweise gibt es auch Mahlzeiten für die Kinder in der butze 22. War das dann auch wieder möglich?
Zu Beginn nicht – ich war deswegen auch sehr besorgt, denn in manchen Familien ist das Geld wirklich knapp. Als der Indoorbereich noch geschlossen sein musste, haben wir im Outdoorbereich zum Mittagsbistro statt unseres selbst hergestellten Fingerfoods ein-gepackte Milchschnitten und Getränketütchen verteilt.

Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Pandemie auf die Kinder ein – psychisch, körperlich, schulisch? Und auf ihre Familien?
Auf jeden Fall ist zu beobachten, dass das Aggressionspotenzial höher bzw. die Reizschwelle noch niedriger angesiedelt ist, steigende schulische Defizite, eine massive Überforderung der Familien.