Endlich ankommen, sich zu Hause fühlen, Stabilität und Sicherheit erfahren. Das ist Domiziel für Jungs wie Tim, Justin oder Leon im Alter von 10 bis 18 mit sogenanntem delinquentem Hintergrund. Was heißt das? Das heißt, dass sie früh auf die schiefe Bahn geraten sind. Aber auch, dass sie in ihrem jungen Leben schon viel Leid erfahren und kaum gute Vorbilder und positive Werte kennengelernt haben. Für die meisten bedeutet es, dass es fünf vor zwölf ist, die letzte Chance, bevor der Zug ganz abfährt.
Ursachen sind häufig körperliche und emotionale Vernachlässigung, oft ab dem Säuglingsalter und auch körperliche und sexuelle Misshandlung. Die dadurch entstandenen tiefen Verletzungen können nur durch jahrelange sozialpädagogische und/oder therapeutische Arbeit einigermaßen geheilt werden. Ein langer, schwieriger und frustrierender Prozess – aber lohnenswert. Denn nur so gelingt es, Entwicklungrückstände auszugleichen, Anschluss in der Schule zu bekommen und die Chance auf ein normales Leben.
Domiziel gGmbH ist Träger des Projektes mit zwei Gruppen à sieben Plätze bei Uetze im Umland von Hannover. Die „Intensivbetreuung für delinquente Jungs in Verwahrlosungsgefahr“ hat ihr Zuhause in einem geräumigen Fachwerkhaus mit Hof und Nebengebäuden gefunden. Dort sorgen Hausmutter oder Hausvater für Geborgenheit, klare Regeln, verlässliche Alltagsstrukturen sowie eine positive Gruppenkultur.
Ein Projekt im Projekt wird von Mehr Aktion! für Kinder und Jugend bei Domiziel gefördert: In einer neu gegründeten Wohngruppe durften die Jungen ihre Zimmer selbst gestalten, ihr eigenes Nest bauen. Unter Anleitung eines Tisch- lers wurde entworfen, ausgemessen, gezimmert. Den eigenen Rückzugsraum zu schaffen stabilisiert ungeheuer und wenn die eigenen kreativen Ideen Wirklichkeit werden, stärkt das das Selbstvertrauen. Ordnungssysteme zu erschaffen, hilft auch Ordnung in sich zu schaffen. Und durch das Vorbild des Tischlers wird eine berufliche Perspektive eröffnet. Ein wesentliches Element in einem gelungenen Gesamtkonzept, finden auch Tim (12): „Domiziel gibt mir ein gutes Zuhause. Domiziel gibt mir eine gute Hilfe fürs Leben“ und Leon (14): „Domiziel bedeutet für mich Gemeinschaft“.
Fotos: Monnika Breuer