Mehr Aktion! auf dem Pferdehof

Reitprojekt erfolgreich erweitert

Ein Pferd kann ein richtig guter Freund sein. Es hört zu, ohne zu urteilen, es ist warm und hat ein Fell, das man wahlweise streicheln, tätscheln oder striegeln kann. Manchmal schnaubt es einem zärtlich in den Nacken – das kitzelt ein bisschen und man kann sich ganz angenommen und aufgehoben fühlen. Und beim Reiten vergisst man schnell seine Probleme, konzentriert sich ganz auf das Hier und Jetzt, auf das Miteinander mit Freund Pferd. Doch auch wie ein guter Freund, reagiert das Pferd unmittelbar, wenn mit ihm grob umgegangen wird und zeigt schnell seine Grenzen auf. Es ist somit ein wirklich guter Lernpartner für soziales Verhalten!

Mehr Zeit mit Pferden auf dem Pferde- und Erlebnishof Krätze in Altmerdingsen bei Uetze bekommen nun seit dem zweiten Halbjahr 2016 – dank der Initiative von Mehr Aktion! – Kinder, deren Familien vom FaB (Fachanbieter für Betreuungen gGmbH) in Hannover betreut werden. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Familien, in denen mindestens ein Elternteil an einer psychischen Erkrankung wie beispielsweise der Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet. Das ist im täglichen Leben eine sehr große Belastung für die Kinder und bedeutet, dass sie nicht selten extremen Situationen ausgesetzt sind.

Erlebnisorientierte Aktivitäten wie der Besuch des Pferdehofs gehören zum Konzept des FaB, denn sie schaffen für die Kinder die Möglichkeit, positive Erfahrungen in einer Gemeinschaft zu sammeln. Sie lernen, dass für das Gelingen einer Aktion in der Gruppe, jeder einen Beitrag geben muss und dafür aber auch jeder von der Gruppe gehalten und unterstützt wird. Ziel ist außerdem, dass die Kinder Verantwortung lernen, ihre Selbsteinschätzung verbessern, sich neue Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen und auch bei Aggressionen und Frustrationen – die nicht ausbleiben – neue Wege finden, um sie zu bewältigen.

Der Pferde- und Erlebnishof Krätze der Reittherapeutin Regina Richter bietet dafür optimale Voraussetzungen: Viel frische Luft, reichlich Platz und Freiraum auf dem Hof und im Stall, angrenzende Wiesen, Felder und Wälder mit Kletterbäumen und natürlich den Pferden, anderen Hoftieren sowie dem heilpädagogischen Reiten. „Es ist schön zu beobachten, wie die Kinder und Jugendlichen ihre Körperhaltung verändern und stolz mit dem Pferd mitschwingen. Wie sie ein Gespür für den eigenen Körper entwickeln, Ängste überwinden, sich fallen lassen können – Vertrauen zu sich und dem Tier aufbauen“, erklärt FaB-Geschäftsführer und Sozialpädagoge Klaus Minkner.

Bislang konnten die Kinder jeweils einmal im Monat – begleitet von zwei SozialarbeiterInnen des FaB – an der Fahrt nach Altmerdingsen teilnehmen. Wir von Mehr Aktion! haben erkannt, wie gut den Kindern diese Auszeit und die damit verbundenen Erfahrungen getan haben. Aber gleichzeitig auch, dass einmal im Monat einfach zu wenig ist, um nachhaltig eine konstruktive Wirkung in der Psyche der Kinder zu erzielen. Daher ergriffen wir 2016 die Initiative und regten an, das Projekt

zu erweitern und unsere Förderung zu erhöhen. Unser Vorschlag stieß sowohl beim FaB als auch bei Reittherapeutin Regina Richter sofort auf offene Ohren, denn als Profis wissen sie, dass mehr Therapie nur guttun kann. Seitdem fährt jede Kindergruppe zweimal im Monat nach Altmerdingsen und profitiert deutlich besser vom Projekt „Therapeutisches Reiten, Interaktion- und Sozialtraining“.