Mehr Aktion! im Trauerzentrum

Auch Pfützentrauer ist erlaubt

Wenn Vater oder Mutter stirbt, gerät ein Kinderleben aus den Fugen – egal ob das Kind drei oder dreizehn ist. Die Trauer überschattet und bestimmt alles. Der verbliebene Elternteil, selbst in Trauer und durch die veränderte Situation nicht selten überfordert, ist als einziger Ansprechpartner oft nicht ausreichend. In Hildesheim bietet daher das TrauerZentrum Kindern, Jugendlichen und Familien einen geschützten Rahmen für ihre Trauer und außerdem Begleitung durch PädagogInnen mit Zusatzausbildungen, beispielsweise zum Trauerbegleiter. Die Leiterin des TrauerZentrums, Diplom-Pädagogin Birgit Trümper, absolviert zurzeit außerdem eine Ausbildung zur Psycho-Traumatherapeutin, da Trauer und Trauma oft sehr nahe beieinanderliegen.

Für Kinder ist es besonders wichtig, dass sie in ihrer Trauer so angenommen werden, wie sie sind. Denn Kinder trauern anders als Erwachsene. „Pfützentrauer“ ist der Ausdruck dafür, wenn Kinder in Sekundenschnelle in ihre Trauer „springen“ und sie im nächsten Augenblick scheinbar wieder vergessen haben. Manchmal aber schweigen sie auch einfach und verlieren sich dabei in ihren Verlustgefühlen. Kindern hilft es häufig, das Erlebte und ihre Gefühle beim Spielen, Toben oder kreativen Gestalten zu verarbeiten. Deshalb ist es wichtig, dass sie altersgemäße Angebote erhalten, um ihre Trauer leben zu können.

Im TrauerZentrum Hildesheim gibt es daher sowohl eine Kindergruppe für Kinder ab drei Jahren mit einer Eltern- Trauergruppe im Nebenraum, als auch eine Gruppe für Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis dreizehn und seit November 2016 eine weitere für Jugendliche ab vierzehn. Ältere Kinder und Jugendliche haben einen anderen Zugang zu ihren Gefühlen als Kindergar- tenkinder. In allen Gruppen bekommen die betroffenen Kinder und Jugendlichen die Chance auf einen altersgemäßen Rahmen, um den Gefühlen über den Verlust des geliebten Menschen Ausdruck zu verleihen. Dabei sind alle Gefühle, egal ob Aggressionen, Wut, Traurigkeit oder auch Freude erlaubt. Die Gemeinschaft gibt Halt und wirkt dem Gefühl entgegen, mit der Trauer allein zu sein.

Nach Ablauf der zehn 14-tägigen Termine können sich die älteren Kinder und Jugendlichen auch weiterhin treffen und werden dabei unterstützt, sich zu vernetzen und eine autarke Trauergruppe weiterzuführen. Neben den Gruppenangeboten können auch Einzelgespräche in Anspruch genom- men werden und es gibt das Sonderprojekt: „Trauer + Reiten“ für Kinder und Jugendliche ab 3, wo das Pferd zum Vertrauten wird, der tröstet und in der Trauerphase Halt und Vertrauen gibt – natürlich auch mit pädagogischer Betreuung.

Seit 2016 unterstützt Mehr Aktion! das TrauerZentrum Hildesheim, damit dort auch in Zukunft Trauerbegleitung auf hohem Niveau angeboten werden kann und die hauptamtlichen Mitarbeiter- Innen sich angemessen weiterbilden können. Dabei sollten die Angebote für die trauernden Familien kostenlos bleiben – denn wenn in einer Familie Vater oder Mutter stirbt, kommen auf die Hinterbliebenen neben der Trauer oftmals große nanzielle Probleme zu. Nicht selten müssen sie alleinerziehend und verwitwet gegen den sozialen Abstieg kämpfen.