Mehr Aktion! in den Bergen

Neue Wege zum Ziel

14 Schülerinnen und Schüler der Lotte-Lemke-Schule (LLS) und der Marie-Juchacz-Schule in Braunschweig wandern im Sommer mit Unterstützung von Mehr Aktion! zehn Tage lang zusammen in den Bergen Südtirols. Alle Jugendlichen haben besonderen Förderbedarf in ihrer sozialen Entwicklung. Daniela Brönner, Schulleiterin der LLS, gehört zum begleitenden pädagogischen Team.

Frau Brönner, Sie waren im vergangenen Jahr schon einmal mit einer Schülergruppe in Südtirol auf Wanderschaft. Was hat Sie bewegt, das Projekt jetzt zu wiederholen?

Es hat sich bei dem ersten Projekt gezeigt, dass die Kinder und Jugendlichen viele soziale Kompetenzen lernen, die sie zu Hause mit ihren Eltern anscheinend nicht lernen (können). Für die Schüler waren das gemeinsame Essen und die Verantwortung, dass jeder die Tagesetappe schafft, sehr wichtig. Sie haben beim Essen gerecht geteilt und schwere Dinge aus anderen Rucksäcken auf alle Rücken verteilt. War jemandem mal ein Rucksack zu schwer, wurde dieser von größeren Schülern getragen.

Später im Jahr trafen sie in manchen unserer Schul-Angebote wieder zusammen. Wir konnten dann sehen, wie stark sie sich miteinander verbunden fühlten: zum Beispiel beim Entspannungskurs; sie kuschelten dort miteinander. Sie konnten viel besser miteinander reden und Dinge konstruktiv klären.

Auf dieser Fahrt habe ich die Kids voller Freude und Begeisterung für die Natur erlebt. Sie haben über die Fahrt einen Film gedreht und viele Fotos gemacht. In den Hütten haben sie freiwillig Aufga- ben übernommen; sind früh aufgestanden, um dem Bauern beim Melken zu helfen oder sie halfen der Hüttenwirtin beim Auf- und Abdecken des Tisches.

Es gibt wieder nur 14 Plätze. Wollen denn nicht alle mit?

Naja, es gab wie beim letzten Mal ein paar Bedingungen. Man musste zum Beispiel eine Bewerbung dafür schreiben. Dann gab es ein Infogespräch, bei dem auch Schülerinnen berichteten, die im vergangenen Jahr in Südtirol gewandert sind. Anschließend haben wir einen Abend für die betroffenen Eltern veranstaltet; sie müssen einverstanden sein. Und es gab Bedingungen, die die Jugendlichen fortlaufend erfüllen müssen – zum Beispiel regelmäßig zur Schule kommen und Konflikte mit dem Gesetz vermeiden, was für diese Zielgruppe manchmal nicht so einfach ist. Ob alle Regeln eingehalten werden, überwachen die Lehrkräfte. Wer mitwandern will, muss sich also wirklich dafür entscheiden und etwas dafür tun. Das ist eines unserer Lernziele.

Gewandert wird im Sommer, aber das Projekt hat bereits im Februar begonnen.

Ja, die Gruppe hat sich wöchentlich vier Stunden unter anderem auf den Meraner Höhenweg vorbereitet. Dazu gehörten Schulungen zur Orientierung mit Karte und GPS, zu den Tieren der Alpen, Landeskunde und Geographie. Es ist ja wichtig, wie das Wetter wird, darüber sagen zum Beispiel Luftdruck und Wolkenbilder viel. Die Jugendlichen haben diese Schulungen – von uns unterstützt – in Eigenregie geplant und umgesetzt. Diesmal ndet die Fahrt mit Schülerinnen und Schülern aus zwei verschiedenen Schulen statt. Das heißt, dass sich die Jugendlichen auf „Fremde“ in der Gruppe einlassen müssen. Da ist natürlich viel Team- und Konfliktfähigkeit gefragt. Darauf haben wir sie in besonderen Trainings vorbereitet.